Vom Gedanken, sprachlos zu sein …

Mit Worten kann ich fliegen Cover

© Bild: Ueberreuter

Wie es sein muss, im eigenen Körper eingesperrt zu sein und sich nicht wie die meisten Menschen ausdrücken zu können, ist mir unvorstellbar. Normalerweise lese ich weniger aufwühlende Bücher – meine Komfortzone verlasse ich nicht so gerne. Hier allerdings haben mich Klappentext und Covergestaltung spontan angesprochen und für das eher ernste Thema interessiert. Also begann ich zu lesen – und die Seiten flogen nur so dahin …

Melody ist elf Jahre alt, liebt Worte und ist nicht zuletzt aufgrund ihres fotografischen Gedächtnisses außergewöhnlich intelligent. Davon ahnt jedoch niemand etwas. Für ihre Umgebung ist sie nur das schwerbehinderte Mädchen. Nahezu bewegungsunfähig sitzt sie in ihrem Rollstuhl und ist nicht in der Lage zu sprechen. Die Fähigkeit zu lernen, wird ihr komplett abgesprochen.

Verständnis für ihre Bedürfnisse zeigen vor allem ihre Eltern, eine strenge aber faire Nachbarin und ihre junge Betreuerin, die an sie glauben. Mit deren Hilfe und viel Entschlossenheit findet Melody endlich eine Möglichkeit, sich mitzuteilen. Trotzdem wollen einige einfach nicht zuhören. Denn dieses seltsame Mädchen plötzlich als vollwertigen Menschen anerkennen zu müssen, ist schlichtweg zu unbequem.

Das Buch tut manchmal weh, so sehr hab ich mit Melody gefühlt. Ihre ganze Situation und die Menschen, mit denen sie zu tun hat, sind stellenweise einfach skurril. Beispielsweise beschallt eine der Lehrerinnen die gemischte Klasse körperlich und geistig beeinträchtigter Kinder jeden Tag mit derselben CD. Sie kommt nicht einmal im entferntesten auf die Idee, dass die Kinder ein völlig unterschiedliches Lernniveau besitzen, das individuell gefördert werden muss. Während einiger Passagen wusste ich wirklich nicht, ob ich eher lachen oder weinen soll: dann wollte ich das Buch einfach weglegen – habe es aber letztendlich nicht fertig gebracht. Obwohl die Thematik ernst ist, hat mich die Geschichte aber nicht runtergezogen – ganz im Gegenteil. Das liegt sicher daran, dass der Grundton, genau wie Melody selbst, immer positiv bleibt.

Insgesamt kann ich mir Mit Worten kann ich fliegen gut als Lektüre an Schulen vorstellen. Jedenfalls fördert und fordert die Geschichte Verständnis, Mitgefühl und regt dazu an, die alltäglichen Dinge des Lebens nicht für selbstverständlich zu halten. Stilistisch liest sich der Titel flüssig: die Sprache ist klar und kommt ohne Schnörkel aus. Ohnehin mag ich die Ausdrucksweise von Sharon M. Draper. Eines ihrer Interviews zum Buch und eine Rede fand ich absolut symphatisch. Jedenfalls stehen weitere Bücher der Autorin nun nachweislich auf meiner Lese-Liste. 😉

Mein Fazit: Ein starkes Mädchen. Ein berührendes Thema. Ein fantastisches, kurzweiliges Buch zum Hineindenken.

Katrin

Autorin: Sharon M. Draper
Buchtitel: Mit Worten kann ich fliegen, ab 10 Jahren
Übersetzung: aus dem Englischen von Silvia Schröer

Verlag: Ueberreuter

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