
© Bild: Inkunabel, 2014
Es scheint eine ungeschriebene Regel unter Bücherliebhabern zu sein, einige ewig ungelesene Bücher durchs Leben zu schleppen. Wir haben gute Vorsätze sie doch endlich wirklich zu verschlingen. Manchmal stellen wir lange Listen mit Titeln auf, die wir uns zu Gemüte führen wollen, und gehen sogar so weit das Buch zu kaufen. Trotzdem gibt es da diese Bücher bei denen es beim Vorsatz, bei der Liste oder dem Kauf geblieben ist – und das schon sehr lang. Sie schreien uns aus dem Bücherregal an, wenn wir mal wieder ein anderes wählen. Sie keifen, wenn es nichts geworden ist mit dem ersten Platz auf der Liste und sie quengeln, wenn uns Freunde fragen ob wir sie denn schon gelesen hätten.

© Foto: Bettina, 2014
Beowulf, Howell D. Chickering Jr., Anchor Books
Als 2001 der erste Film aus der Trilogie Der Herr der Ringe veröffentlicht wurde war ich hin und weg. Folglich schaute ich gefühlt jeden auch noch so kleinen Schnipsel an Material rund um die Bücher von J.R.R. Tolkien und die Filme von Peter Jackson. In einem Making-of wurde, zu meinem Verhängnis, Beowulf als Inspiration für einige Passagen der Bücher genannt. Ein Grund also dieses auf Angelsächsisch gedichtete Epos lesen zu wollen. Darin geht es um das Schicksal des dänischen Helden Beowulf und seine Kämpfe gegen drei Monster. Habe ich mir sagen lassen. Ich hatte noch nie vorher davon gehört und dachte, eine zweisprachige, kommentierte Ausgabe würde mir besonders gute Dienste leisten und meinem Verständnis auf die Sprünge helfen. Täte sie vielleicht auch, wenn man sie denn lesen würde. Jetzt steht es da, das arme Buch, unbeachtet in meinem Schrank – aber für das Projekt muss ich wohl noch Ehrgeiz sammeln. Bettina

© Foto: Katrin, 2014
Der Name der Rose, Umberto Eco, Hanser
Wie ein Ziegelstein dämmert es in meinem Bücherregal vor sich hin. Sieht auch so aus. Ganze 655 Seiten (plus Anhang) geballter Klassiker. „Yeah! Den Titel wollte ich schon immer mal lesen!“, dachte ich voller Enthusiasmus … damals vor zwei Jahren, als ich mir zum Welttag des Buches dieses kostenlose Exemplar aussuchte. Aber irgendwie liegt es etwas unangenehm in der Hand. Und allein die ersten zwei Sätze motivieren nicht so recht:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Das selbige war im Anfang bei Gott, und so wäre es Aufgabe eines jeden gläubigen Mönches, täglich das einzige eherne Faktum zu wiederholen, dessen unumstößliche Wahrheit feststeht.“
Umberto Eco, Der Name der Rose, S.19
Das lässt ahnen, dass die folgenden 636 Seiten wohl reichlich Schachtelsätze und metaphorische Wendungen enthalten. Die grundsätzliche Lesebereitschaft ist noch immer vorhanden, doch irgendwie kommt ständig ein anderes Buch dazwischen. Katrin

© Foto: Ilke, 2014
Das Museum der gestohlenen Erinnerungen, Ralf Isau, Thienemann
Vor ein paar Jahren, als ich noch aktiv am Bookcrossing teilgenommen habe, fiel mir dieses Buch in die Hände. Bei dem Cover war ich hin und weg und auch der Klappentext gefiel mir: die Museumsinsel in Berlin, erwachende Steinfiguren, ein verschwundener Vater, Kinder auf mysteriöser und gefährlicher Suche nach ihm und die Entdeckung einer Verschwörung. Ich möchte diesen Titel lesen und doch passiert es immer wieder: es quetscht sich ein Buch dazwischen, dass nach unbedingter Aufmerksamkeit verlangt, und das dann auch noch bequem in die Handtasche passt. Schließlich will man ja auch in der Bahn und beim Arzt was zu Schmökern haben. Ich habe regelmäßig ein schlechtes Gewissen, diesen Roman – entgegen der Regeln und des Sinns von Bookcrossing – schon so lange im Regal eingesperrt zu halten. Noch dazu ist es gnadenlose Ironie, dass ich einen Titel, in dem es um den Kampf gegen das Vergessen geht, immer wieder vergesse zu lesen. Ilke

© Foto: Bettina, 2014
Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?,
Richard David Precht, Goldmann
Weihnachten ist Hochsaison für das Bücherverschenken, da bin ich keine Ausnahme. Ab und zu kommt es aber so, dass die Beschenkte das mit viel Händeringen ausgesuchte Buch schon hat, schon kennt oder schrecklich uninteressant findet. So ist dieser Titel von Richard David Precht in meinem Bücherschrank gelandet. Das über Jahre allgegenwärtige Erfolgsbuch bietet eine kleine Reise durch ausgewählte Fragen der Philosophie und verwebt diese mit Erkenntnissen moderner Wissenschaften wie Hirnforschung und Psychologie. Mit diesem reizvollen Thema ist das Buch eigentlich wie für mich gemacht. Auf den Nachttisch hat es Wer bin ich – und wenn ja wie viele? damit auch schon mehrfach geschafft. Nur der Sprung in die Hände, in den Kopf, der wollte bis jetzt noch nicht so recht gelingen. Bettina

© Foto: Karoline, 2014
Die Flüsse von London und Schwarzer Mond über Soho,
Ben Aaronovitch, dtv
In meinem Praktikumsbetrieb, in dem ich vor fast zwei Jahren gearbeitet habe, gab es ein Regal, in dem man Bücher, die man nicht mehr lesen wollte, anderen Leuten zur Verfügung stellen konnte. Eines Tages, als ich nichts ahnend vorbeischlenderte, standen diese beiden Bände vor meinen Augen und ich konnte einfach nicht anders – ich MUSSTE sie hamstern. Aber jeder Versuch den ersten Teil anzufangen, schlug fehl. Entweder lag es an meiner fehlenden Konzentration, Motivation, an zu vielen anderen, interessanteren Büchern oder aber an der zähen ersten Seite, über die ich nie hinaus gekommen bin. Und das obwohl mir meine Freunde versichert haben, dass die Bücher genial sind. Aber ich spüre es: die Zeit dieser Reihe wird bei mir auch noch kommen … irgendwann … in ferner Zukunft … oder nach Gewaltandrohung meiner Freunde … man weiß es nicht … Karoline
die armen Flüsse von London…. 😦 Und Ralf Isau! Den hab ich früher sehr sehr gerne gelesen (wenn Ilke also Interesse an dem Autor hat, kann ich ihr gerne noch mehr Bücher von dem Autor leihen – vorausgesetzt sie kommt endlich dazu, Das Museum der gestohlenen Erinnerungen zu lesen 😉 ). Aber ich hab auch einige Bücher in meinen Regalen stehen, die schon länger darauf warten gelesen zu werden.
lg Vanessa
Welche sind es denn bei dir, Vanessa?
z.B. „Die Entdeckung des Hugo Cabret“, „Nacht über Villjamur“, „Incarceron“ und das sind nur die, die ich spontan gerade entdeckt habe im Regal 😉
Liebe Karoline,
da tust Du unserem „Mitbuchhändler“ Ben Aaronovitch aber sehr unrecht. Ich habe alle vier Bände seiner PETER-GRANT-Reihe gelesen und habe es nicht bereut. Vielleicht kann ich Dich mit meiner Besprechung dieser „Krimireihe mit magischen Zutaten“ doch noch zur Lektüre animieren?
Ich hinterlasse hier einmal den Link zu meiner Rezension des ersten Bandes:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2013/08/14/die-flusse-von-london/
Immerhin hast Du die ersten beiden Bände in Deinem Lesevorratskämmerchen gehamstert … Indes braucht es auch immer eine gewisse innere Gestimmtheit für jedes Buchgenre, damit der Leseeinstieg wirklich gelingt. Also laß Dir ruhig Zeit und laß Dich von nichts und niemand unter Lesedruck setzen 😉
Auf Wiederlesen!
Ulrike von Leselebenszeichen
Liebe Ulrike,
du hast es auf den Punkt gebracht. Meine Inkunabel-Mädels schwärmen auch von der Reihe. Ich hab die ersten zwei Seiten angestrengt gelesen und musste es danach wieder wegpacken – ich glaube allerdings, dass es an meiner momentanen Stimmung lag. Ich gebe aber nicht auf und werde es immer mal wieder in die Hände nehmen^^ Deine Rezension hat mich jedenfalls schon wieder etwas angefixt:) Die Reihe könnte ja sogar in meine aktuelle „Supernatural“-Phase passen, was meinst du?
Auf Wiederschmökern;)
Karoline
Liebe Karoline,
die PETER-GRANT-SERIE fügt sich ausgesprochen gut in eine übernatürliche Lesephase.
Die Ergänzung der alltäglichen Wirklichkeit durch eine magische Wirklichkeit macht den faszinierenden Reiz dieser Krimi-Serie aus. So wie die menschlichen Ermittler magische Züge tragen, so tragen die unterschiedlichen magischen Charaktere menschliche Züge, und das läßt die übernatürlichen Wesen irgendwie fast normal erscheinen. Doch auch wenn Oberon hier Calvin-Klein-Boxershorts trägt, sollte man ihn keinesfalls unterschätzen.
Die Verbindung von archetypischen, magischen und übersinnlichen Wesen mit modernen Accessoires ist charmant und paßt zu den kontrastierenden Charakteren der menschlichen Ermittler. Daß sich solche Gegensätze zu einer mitreißenden Dramaturgie fügen und der Spielraum für unterhaltsame Dialoge und einige Prisen Genreselbstironie weidlich genutzt wird, ist das Verdienst des Autoren, der gekonnt und raffiniert eine magische Mischung serviert, in der sich Überraschungs-, Gänsehaut- und Schmunzeleffekte angenehm abwechseln.
So – nun habe ich aber genug von PETER-GRANT geschwärmt.
Vielleicht solltest Du warten bis der fünfte Band „FINGERHUT SOMMER“) im September 2015 erscheint und dann alle fünf hintereinander wegschmökern 😉
Magische Grüße
Ulrike