Wenn der Hase drei Mal hoppelt …

© Foto: Katrin, 2014

Heute dreht sich einmal alles um mein mit Abstand liebstes Lieblingsspiel: Dixit und seinen Nachfolger Dixit Odyssee. Seit ich es vor einigen Jahren entdeckt habe, spielen wir es in größerer oder kleinerer Runde immer wieder – denn allein die wunderschön illustrierten Karten haben bisher fast allen gefallen.

Das Spielprinzip selbst ist recht einfach. Alle Teilnehmer wählen zum Punkte zählen einen knuffigen Holzhasen und erhalten sechs schicke Bildkarten auf die Hand. Ein Spieler beginnt, indem er eine seiner Karten auswählt und eine Assoziation nennt, die für ihn das Bild darauf am besten beschreibt. Das kann ein einzelnes Wort sein, ein Zitat, Satz, Liedtext usw. Die Karte wird verdeckt auf den Tisch gelegt. Die anderen suchen von ihrer Hand ein Bild aus, das möglichst gut zu der Aussage passt und legen sie verdeckt dazu. Alle Karten werden gemischt, aufgedeckt und durchnummeriert. Nun rät jeder (bis auf den Kartengeber), welches die Ausgangskarte war und gibt mithilfe von Nummernkarten seinen Tipp ab.

Zum Schluss erfolgt die Auflösung: Wer erhält drei Punkte, weil er die Ursprungskarte identifizieren konnte? Wer konnte durch eine passend zum Thema gewählte Illustration seine Mitspieler aufs Glatteis führen und dadurch Bonuspunkte einheimsen? Schnell ist klar, dass der Kartengeber Fingerspitzengefühl und eine gute Intuition besitzen muss. War die genannte Assoziation zu leicht, erraten alle Spieler die Ausgangskarte. War sie zu schwierig, kann sie niemand identifizieren. In beiden Fällen geht der Geber leer aus. Nach der Wertung zieht jeder eine Karte nach, der Erzähler wechselt und das wilde Assoziieren und Raten beginnt von Neuem. Gewonnen hat, wer als Erster seinen Hasen mit Hilfe der gesammelten Punkte in den Bau treibt.

Je mehr Leute mitspielen, desto schwieriger gestaltet es sich, die richtige Karte auszuwählen, denn die verrückten Illustrationen sind bewusst mehrdeutig gehalten. Jedes Motiv ist einzigartig, irgendwie verdreht und verbindet verschiedene Aspekte auf äußerst surreale Weise, sodass sich je Charakter und Erfahrungen des Betrachters ein anderer inhaltlicher Schwerpunkt ergeben kann. Im Vorteil ist definitiv, wer einen guten Draht zu seinen Mitspielern hat oder einfach generell über eine gute Menschenkenntnis verfügt. Weiß der Kartengeber, wie die Mitspieler ticken, entstehen schnell mal inoffizielle Bündnisse. Dann werden die genannten Assoziationen derart gestrickt, dass zumindest die besten Freunde verstehen, was gemeint ist. Unberechenbar bleibt die Wirkung der oft kryptischen Hinweise trotzdem, wenn plötzlich ein Spieler, von dem es niemand gedacht hätte, alle an der Nase herumführt. Da die Illustrationen universelle Themen behandeln, kommt es zudem häufig vor, dass mehrere Karten passen wie die Faust aufs Auge. So hagelt es ab sechs Spielern auch reichlich Bonuspunkte, durch welche die bunten Holzhasen munter Richtung Ziel hüpfen.

Das ist zugleich mein einziger Kritikpunkt: irgendwann werden Kartenauslage und Wertung unübersichtlich. So ist Dixit zwar für drei bis sechs Personen konzipiert, Dixit Odyssee aber sogar für bis zu zwölf Spieler. Spätestens ab acht oder neun Personen wird es jedoch anstrengend. Jede Karte genau zu erkennen ist nicht mehr so leicht. Die Bilder sind mit ihren 8 cm x 12 cm zwar nicht klein, doch für zwölf Spieler, um einen großen Tisch platziert, reicht das Format tatsächlich nicht aus, um wirklich alle Details erfassen zu können. Diese sind jedoch häufig wichtig, weil nie klar ist, welche Aspekte des Bildes der Kartengeber herausgepickt hat. Zwar erhöhen bei Dixit Odyssee verbesserte Spielmaterialien die Sichtbarkeit der Karten, aber optimal gelöst ist das Problem dennoch nicht.

Äußerst positiv ist hingegen, dass während des Spiels kaum Wartezeiten entstehen, da an jeder Runde alle beteiligt sind. So versuchen einige sich durch Kommentare gegenseitig zu beeinflussen, andere wiederum entscheiden sich heimlich, still und leise. Das Spiel fesselt, sieht dank der Illustratoren Marie Cardouat und Pierô gut aus und man lernt die Denkweise der Leute kennen, mit denen man am Tisch sitzt. Die genannten Assoziationen zeigen z.B., wie sehr jemand um die Ecke denkt oder wofür er sich besonders interessiert. Langweilig wird es auch nicht so schnell, denn neben den jeweils mitgelieferten 84 Bildkarten gibt es zusätzliche Erweiterungen, mit ebenso vielen neuen Illustrationen, die sich untermischen lassen. Die verträumten Motive behandeln universelle Themen: Krieg und Frieden, Glück und Trauer, Vergangenheit und Zukunft, Märchen und Realität. Viele der Bilder haben es mir derart angetan, dass ich manchmal einfach den Karton öffne, mir die Karten anschaue und kleine Geschichten dazu überlege. Lasst euch einfach auch mal inspirieren! Eure Hasen stehen schon in den Startlöchern, bereit loszuhoppeln.

Katrin

Autor: Jean-Louis Roubira
Illustratoren: Marie Cardouat, Pierô
Titel: Dixit und Dixit Odyssee, ab 8 Jahren
Verlag: Libellud

8 Gedanken zu “Wenn der Hase drei Mal hoppelt …

  1. Karoline schreibt:

    Hach, ich kann nur bestätigen, dass dieses Spiel wirklich Suchtpotential hat… Und immer wieder kommen witzige neue Überschriften raus… Wobei es lustiger wird, je mehr Leute am Tisch sitzen und raten! Ist bei unseren Spieleabenden ein fester Bestandteil geworden und nicht mehr wegzudenken:)

    • Katrin schreibt:

      Hab beim Recherchieren gesehen, dass es schon wieder neue Karten gibt (Dixit Daydreams). Die neuen Illustrationen sehen auch sehr interessant aus.

    • Katrin schreibt:

      Momentan sind wir da eine echt verspielte Truppe und treffen uns öfter mal auf einen netten Abend. Darüber bin ich auch sehr froh. Ohne Spiele wäre doch das Leben nur halb so schön.

      • schnipseltippse schreibt:

        Ich habe früher in einer Ludothek gearbeitet und viel gespielt. Seit ich meinen Nachzügler habe ist mit mein Schlaf leider wichtiger 🙂
        Aber das wird wieder 😀

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