Die Legende vom grössten Magier aller Zeiten

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© Foto: Karoline, 2015

Als ich neulich stöbernderweise vor dem Fantasyregal stand, machte eine Kollegin mich auf den Autoren Patrick Rothfuss aufmerksam. Seine Bücher waren mir optisch schon ins Auge gesprungen und so zögerte ich nicht den fast 1000-seitigen ersten Teil einer Trilogie zu kaufen und hoffte inständig, dass in diesem Buch nicht ganz so viel gesungen werden würde wie beim Herrn der Ringe.

Ich stellte zwar fest, dass auch in diesem Buch ein wenig geträllert wurde, aber trotzdem packte mich die Geschichte schon ab Beginn des Prologs und ließ mich bis zum Ende nicht los.

Erzählt wird die Geschichte vom größten Magier aller Zeiten – Kvothe. Er trägt aufgrund seiner unzähligen ruhmreichen Taten viele Beinamen. Seine Legenden werden in Wirtshäusern und an Lagerfeuern gerne erzählt und wie bei guten Märchen spinnt jeder Erzählende die Geschichte anders weiter und mystifiziert ihn. Seit einigen Jahren hat Kvothe der Welt den Rücken gekehrt und geht voll und ganz im Leben eines Gastwirts auf. Seine Kundschaft kennt ihn nur als Kote, und der ist nicht besonders interessant. Bis eines Tages der Chronist auftaucht – ein berühmter Verfasser schriftlicher Werke, spezialisiert auf Biografien außergewöhnlicher Menschen. Kvothe alias Kote weigert sich zunächst mit dem Chronisten zu reden, kann aber letztendlich doch nicht widerstehen. In drei Tagen erzählt er dem Chronisten seine Lebensgeschichte, während in der echten Welt mysteriöse Dinge in Form von Riesenspinnen mit messerscharfen Beinen ihr Unwesen treiben.

Jeder Band dieser Trilogie stellt einen der drei Tage dar, die Kvothe braucht, um seine Geschichte zu erzählen. Wir erfahren im ersten Teil alles über Kvothes Kindheit und Jugend. Bereits als Kind war der größte Magier aller Zeiten etwas Besonderes. Er verfügt über eine besonders schnelle Auffassungsgabe, sodass er Dinge nur einmal hören muss, um sie im Kopf zu speichern. Das macht ihn bereits mit neun Jahren zu einem recht erwachsenen Kind. Seine Eltern, Mitglieder einer umherziehenden Schauspielertruppe, bringen ihm das Lautenspiel, Theaterstücke und die Sangeskunst bei. Das Schicksal nimmt eine dramatische Wendung, als seine ganze Schauspieler-Truppe eines Nachts brutal abgeschlachtet wird. Kvothe wird als einziger verschont und schwört den Mördern seiner Eltern Rache. Sein einziger Hinweis: nicht normale Menschen begingen dieses Verbrechen, sondern die mysteriösen Chandrian. Wer und was sie sind, wie man sie findet und vor allem besiegen kann – das herauszufinden wird Kvothes Lebensaufgabe. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er ein richtiger Arkanist werden – geheime Bücher lesen, die Zauberkunst der Sympathie und die Namen der Dinge kennen, um sie zu beherrschen, sind nur einige Kenntnisse eines Mitglieds des Arkanums. Kvothes Reise führt uns durch sämtliche Höhen und Tiefen seines jungen Lebens.

Patrick Rothfuss versteht es den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Die mittelalterliche Zauberwelt die er erschafft, spart nicht an Kreativität und Überraschungen. Qualitativ kann sie durchaus mit der Welt von Mittelerde mithalten, ohne sie jedoch zu kopieren. Er mischt normale Gepflogenheiten und Alltäglichkeiten, wie Erdbeerwein oder Äpfel, mit mysteriösen erfundenen Lebensmitteln oder Verhaltensweisen. Auch wenn bekanntlich die Liebe nicht fehlen darf, so ist sie hier doch recht dezent gehalten und gleicht eher einem kindlichen Schwärmen. In Form von Zwischenspielen flicht der Autor immer die Gegenwart in die Beschreibung der Vergangenheit ein, sodass die beiden Zeitebenen sich wunderbar ergänzen können. Die Geschichte ist packend geschrieben, und auch wenn es einen Höhepunkt ohne Cliffhanger am Ende des Buches gibt, geizt Rothfuss nicht mit offenen Fragen, die der Leser unbedingt geklärt haben will.

Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Buch erst als Paperback erscheint und einige Zeit später nur noch gebunden produziert wird – für mich ist das ein eindeutiges Zeichen des Erfolges. Der Verlag hatte wohl die Verkaufszahlen etwas zu gering eingeschätzt. Auch alle folgenden Bände sind nur noch als Hardcover erschienen. In Deutschland ist der zweite Teil in zwei Bücher aufgeteilt worden – ähnlich wie beim Lied von Eis und Feuer halte ich das hier für eine zusätzliche Abschöpfungsstrategie des Verlages. Es ärgert mich, aber die Geschichte um Kvothe ist einfach so packend, dass ich auf diesen Kuhhandel eingehen werde. Der finale Teil lässt leider auf sich warten. Patrick Rothfuss hat noch keinerlei Angaben über ein mögliches baldiges Erscheinen verlauten lassen. Anfang dieses Jahres erschien zunächst das Spin-Off Die Musik der Stille – die Geschichte einer geheimnisumwobenen Freundin Kvothes, deren Schicksal mich schon im ersten Band brennend interessierte.

Ein Manko dieses Buches ist leider das viel zu kurz geratene Lesebändchen, das mir eher entglitt als meine gelesenen Seiten festzuhalten. Es erfüllt nur unzureichend seinen Zweck und dient daher eher der Dekoration. Der Preis von 24,95 Euro ist ebenfalls recht sportlich, aber aufgrund der Buchdicke nicht unberechtigt. Unglaublich gut gelungen finde ich das Cover. Besonders der auffällig gestaltete Buchrücken ist eine Zierde für jedes Buchregal und ein Grund mehr sich dieses Buch zu Gemüte zu führen.

Karoline

Autor: Patrick Rothfuss
Buchtitel: Der Name des Windes
Verlag: Klett-Cotta

8 Gedanken zu “Die Legende vom grössten Magier aller Zeiten

  1. Schlopsi schreibt:

    Rothfuss ist ja so ein Name, über den man unweigerlich stolpert. Ich glaube, dem muss ich mich auch mal widmen – dem Fantasysetting zum trotz. Hast mich jetzt verdammt neugierig gemacht.
    Das mit den Versionen habe ich ja noch nie erlebt. Worin besteht denn der Sinn, solche Bücher nur noch gebunden zu veröffentlichen? Ist das nicht aufwändiger oder teurer?

    • Karoline schreibt:

      Ich muss sagen, dass das Setting irgendwie normaler wirkt als beim Herrn der Ringe. Es fühlte sich irgendwie verwandter mit unserer Welt an, ich hoffe du verstehst was ich meine^^
      Du hast schon recht, die Produktion von Hardcovern ist zwar etwas teurer und aufwendiger, verspricht aber letztendlich einen besseren Ertrag. Und als Buchhändlerin kann ich dir sagen, dass die Strategie auch super funktioniert… Die Leute kaufen das Buch, weil sie es unbedingt lesen wollen und geben dafür auch die 25 Euro aus. Also wäre der Verlag ja blöd, wenn er das Potential ungenutzt lassen würde;) Herr Rothfuss hat sich einfach einen guten Ruf als Fantasy-Autor erarbeitet, der sich von dem anderen Einheitsbrei unterscheidet und den man nicht einfach substituieren kann…
      Erzähl mir dann unbedingt, wie dir das Buch gefallen hat, ich bin sehr gespannt auf deine Meinung!:)

      • Schlopsi schreibt:

        Oh, wenn das so ist, dann rutscht es gleich noch ein Stück weit höher auf meiner Leseliste! Ich denke, ich weiß wie du es meinst.
        Ah, okay. Dass es sich so rechnet davon bin ich nicht ausgegangen. Aber klar, wenn die Nachfrage da ist… 😉
        Es wird bestimmt noch einige Zeit dauern, aber wenn es soweit ist berichte ich gerne. 🙂

  2. jaytiii schreibt:

    Ich habe die ersten beiden Tage der Buchreihe sofort verschlungen. Ich finde es spannend, dass man Fantasy auch einfach mal einen Hauch wissenschaftlicher erscheinen lassen kann. Es wirkt so, als seien die magischen Gegebenheiten schlicht logisch hergeleitet. Das Problem mit dem zu kurzen Lesenzeichen-Band habe ich leider auch.
    Habe gelesen, dass mit dem dritten Band schätzungsweise zwischen 2016 und 2018 gerechnet werden darf und es Die steinernen Türen heißen soll. Je früher es kommt, desto besser! 🙂

    • Karoline schreibt:

      Uuuuuuh, danke für die Info! Das wusste ich noch gar nicht. Wo hast du das denn gelesen? Wir hatten neulich auch eine Diskussion: ich bin der Meinung irgendwo mal gelesen zu haben,dass es eine Trilogie werden soll. Aber weder meine Freundin Katrin noch ich können uns vorstellen wie er dann innerhalb eines Bandes diese vielen offenen Fragen abhandeln will… Hast du dazu mal was gehört?

      • jaytiii schreibt:

        Ich kann dir für weitere Infos auf jeden Fall diesen Link empfehlen: http://www.kvothe.de/the-doors-of-stone/
        Dort wird auch darüber gesprochen, was alles noch abgehandelt werden müsste während des dritten Tages. Das ist wirklich eine Menge! Ich bin auch sehr gespannt darauf, wie das alles klappen soll. Würde schätzen, dass es eine Trilogie wird, aber am Ende weiß man ja nie. 🙂

  3. Karoline schreibt:

    Mittlerweile gibt es ja sogar schon ein Foto vom dicken, fast fertig aussehenden Skript… Ich bin so aufgeregt, gucke bestimmt wöchentlich ob sich da schon was getan hat XD

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