
© Foto: Karoline, 2015
Nach der Nibelungensage war ich von diesen kleinen bunten Heftchen angefixt. Ich vertiefte mich in das Repertoire der Hamburger Lesehefte und wusste auf einmal die unscheinbaren Seiten ganz hinten zu schätzen. Denn natürlich dürfen bei den Klassikern aus einer anderen Zeit die Worterklärungen nicht fehlen. Auch liebe ich die Hintergrundinformationen, die mich jede Geschichte noch einmal mehr verstehen lassen. Warum hat der Künstler das gemacht? Ach so, weil damals diese gesellschaftlichen Verhältnisse und politischen Umwälzungen waren …
Vom Nussknacker kannte ich bisher nur Auszüge aus dem berühmten Ballett von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Cooper Nielsens Auftritt bei Center Stage und vor allem seine hautengen Strumpfhosen hatten sich nachhaltig in mein Gedächtnis gebrannt. Dabei war mir gar nicht bewusst gewesen, dass eines der berühmtesten Ballette der Welt auf dem Märchen eines deutschen Schriftstellers beruht. Zugegeben, an die ältere Sprache musste ich mich anfangs erst gewöhnen, aber danach war ich ruckzuck gefangen von der schönen wie traurigen Geschichte um den Krieg im Puppenland zwischen dem grässlichen Mausekönig mit den sieben Köpfen und dem edlen Nussknacker, der viel mehr ist als nur eine dekorative Küchenhilfe.
Zu Weihnachten bekommen die Kinder Marie und Fritz von ihren Eltern einen Nussknacker geschenkt. Eines Nachts spielt die kleine Marie mit ihm, als plötzlich Hunderte von Mäusen aus ihren Verstecken kommen und eine Schlacht mit den zum Leben erwachten Puppen beginnen. Egal ob die edlen Puppen mit Kleidchen oder die Soldaten-Einheiten von Bruder Fritz, hier wird jeder Mann – Verzeihung, jede Puppe – gebraucht. Mitten im Geschehen schneidet sich die erschrockene Marie und fällt in Ohnmacht. Durch den Blutverlust ans Bett gefesselt bekommt sie Besuch von ihrem Paten Herrn Drosselmeier. Der berichtet ihr die wahre Geschichte um den armen Nussknacker und die Prinzessin Pirlipat. Wird Marie den Fluch ihres geliebten Nussknackers brechen können?
Besonders gelungen finde ich das Märchen von der harten Nuss im eigentlichen Märchen. Der Zuschauer wird, ähnlich wie bei Alice im Wunderland, von einer realen Geschichte in eine fantastische Geschichte entführt. Zum Schluss ist es dem Leser selbst überlassen, ob alles nur Fiktion oder doch Realität war. Fantasierte die kleine Marie durch den Blutverlust lediglich oder ist das alles tatsächlich geschehen? E.T.A. Hoffmann hat sich hier ein wunderschönes Märchen erdacht, das zu Recht heute vielen Menschen immer noch ein Begriff ist. Besonders zur Weihnachtszeit eignet sich ein Ausflug ins Puppenland, das mich streckenweise auch an Charlie und die Schokoladenfabrik erinnerte.
Leider war ich von den Hintergrundinformationen am Ende des Heftes enttäuscht. Überflüssige Punkte sowie einige Rechtschreib- und Satzfehler in der Kurzbiografie konnten jedoch meine Begeisterung für E.T.A. Hoffmanns Werk nicht mindern.
Autor: E.T.A. Hoffmann
Buchtitel: Nussknacker und Mausekönig
Verlag: Hamburger Lesehefte Verlag
Hoffmann hat Nussknacker und Mausekönig geschrieben Oo ich hab deutsche Literatur studiert und wusste das nicht^^
Jupp, wusste ich bis zum Lesen auch nicht^^ Alexandre Dumas hat das Märchen nochmal überarbeitet und dessen Version wurde dann das Ballett…