
© Foto: Katrin, 2016
Die aberwitzigen Abenteuer um Geisterjäger John Sinclair kenne ich noch von früher. Ganz unverhofft entdeckte ich die Bastei-Hefte im Regal eines Freundes wieder: dort lagen sie tatsächlich stapelweise herum. Drei leicht zerfledderte Sammelbände mit insgesamt acht Stories von Jason Dark durfte ich mit nach Leipzig nehmen.
Gemeinsam mit seinem kampferprobten Kollegen Suko stellt sich John Sinclair, Oberinspektor bei Scotland Yard, einem munteren Reigen diverser Bösewichte aus der Hölle. Wie gelegentliche Verweise auf vergangene Unternehmungen oder aktuelle Liebeleien des Helden durchblicken lassen, gibt es durchaus Heft-übergreifende Erzählstränge. Dabei funktionieren die Stories einwandfrei für sich allein. Während die Erlebnisse von Nebenfiguren oder Antagonisten vom Erzähler geschildert werden, äußerst Sinclair seine Gedanken in der Ich-Perspektive:
Ideal, um hinabzuklettern.
Bevor ich das tat, schaute ich mich um. Die Stille und die Leere gefielen mir überhaupt nicht. Beides wirkte wieder einmal wie die berühmte Ruhe vor dem großen Sturm. Mich überkam ein ziemlich mieses Gefühl, auf das ich keine Rücksicht nahm. Hätte ich das getan, hätte ich meinen Job auch quittieren können.Der Templer-Jäger, Jason Dark, S. 45 (Band 646)
Wer außer mir hat bei solcherlei Überlegungen noch die kernige, rauchig-tiefe Stimme des Helden im Ohr? In jedem Fall fühlt es sich an, als säße man mit John bei einer Tasse Kaffee in seinem Büro, während er lässig von seiner letzten Dämonenjagd berichtet. Teilweise sind die Sätze sehr knapp und nüchtern, dann wieder ziemlich bildhaft. Das liest sich flüssig, wirkt jedoch schon mal ungewollt komisch, wenn sich eine Metapher auf die nächste stapelt. Zwar sind die Handlungsgerüste tendenziell einfach gestrickt, die Charaktere Stereotypen und überhaupt liegt eine gewisse Patina vergangener Jahre über allem. Trotzdem: in diesen unscheinbaren Heften werden jede Menge spannender Ideen verbraten, für die andere Autoren ganze Bücher bräuchten. Die kreativen Geschichten sind schließlich nur etwa 60 Seiten lang und entsprechend temporeich! So erwachen in London Höllenmonster aus Gemälden zum Leben, ein teuflischer Schatten erschafft in Paris Zombies oder ein Wertiger macht in Bombay Jagd auf arglose Seemänner.
Diese Stippvisite in die Vergangenheit hat eben ihre ganz eigene Anziehungskraft. Allein die illustrierten Cover sorgen für nostalgisch verklärte Gefühlsregungen. Da die drei Hefte noch zu DM-Zeiten herausgebracht wurden, entlockten mir zudem die enthaltenen Anzeigen für Magie-Fernkurse oder Kung-Fu-Lehrgänge etliche Lacher. Grandios! Die charmant-trashigen Gruselgeschichten geben einfach nach wie vor wunderbare Strandlektüre ab.
Autor: Jason Dark (aka Helmut Rellergerd)
Hefttitel: Geisterjäger John Sinclair: Die Bestie von Soho, Der Templer-Jäger, Die Geier und der Wertiger, Das Höllenheer, Das Grauen kam aus Grönland, Der Moloch, Im Höllenloch, Die Feuerhexe
Verlag: Bastei Verlag
A blast from past!
Das Cover mit der Armbanduhr ist witzig! 😀
Ich habe die Heft-Serie noch daheim gestapelt, komplett bis um die 700er (leider nicht alles aus der Erstauflage), und zwanzig oder so der Taschenbücher.
Mein damaliger Einstiegsroman vom Flohmarkt:

und das dürfte der Punkt sein an dem ich dann in die laufende Serie eingestiegen bin:

Hach ja, da wird man ganz Nostalgisch.
Danke für den Post.
Aber gern. Ich war ja selbst total begeistert, mal wieder die Hefte in der Hand zu haben. Das Cover mit den Killerfischen ist außerdem ebenfalls der Oberhammer. Herrlich!