Heftchen mit Klasse: Nordische Sage um eine schrecklich schöne Familie

© Foto: Karoline, 2016

Meine Impulsivität trieb mich dazu Die Gudrunsage für meine Heftchen mit Klasse auszuwählen. Vielleicht lag es an der weiblichen Protagonistin oder daran, dass es eine Sage ist. Römische und griechische Mythen hatten mich bereits in meiner Jugend gefangen genommen. Jetzt wollte ich mal etwas Sagenhaftes aus dem Norden erfahren!

Bevor wir die titelgebende Heldin Gudrun kennenlernen, bekommen wir einen Einblick in ihren Stammbaum. Es geht damit los, dass Opa Hagen als Junge von Mutter Greif entführt wurde. Eigentlich war er als Appetithappen für die Kleinen gedacht. Hagen flieht jedoch in eine Höhle und lernt dort Gudruns Oma Hilde kennen. Nach ihrer gemeinsamen Rückkehr zum Hofe wird ihre gemeinsame Tochter Hilde von Hegelingen geboren, Gudruns Mutter. Die Geschichten von Mutter und Tochter ähneln sich, denn beide sind wunderschön und die Prinzen und Könige stehen nur so Schlange, um sie zu ehelichen. Doch die Väter hüten ihre Töchter wie ihre Augäpfel, sodass die Brautwerber kreativ werden müssen. Während Mutter Hilde einst schnell mit König Hettel glücklich wurde, buhlen Jahre später die drei stattlichen Adligen Siegfried, Herwig und Hartmut um Gudruns Gunst. Doch nicht jeder kämpft mit fairen Mitteln und daher entbrennt ein erbitterter Krieg um die Hand der schönen Prinzessin. Entführung, Mord und jahrelange Demütigung stehen auf dem Plan. Doch die stolze Gudrun ist mehr als nur hübsches Anhängsel, das müssen auch ihre Entführer feststellen.

Ähnlich wie in der Nibelungensage rollen auch hier buchstäblich die Köpfe. Doch während Hagen, Siegfried und Co. dabei besonders brutal beschrieben werden, dienen die Kämpfe hier hauptsächlich dem Voranschreiten der Handlung. Ich war positiv überrascht, dass die gesamte Geschichte nicht so grausam und unversöhnlich wirkte wie ihre (von Historikern vermutete) Vorlage der Nibelungen. Besonders interessant fand ich außerdem die historische Aufarbeitung. Denn bis heute ist nicht lückenlos geklärt, wann Die Gudrunsage entstanden ist und welcher nordischer Sagen sie sich bedient. Was sucht zum Beispiel ein sprechender Schwan in einer sonst so realistischen Schilderung? Und wo liegen denn eigentlich Seeland, Moorland und Hegelingen? Über die Gebiete raufen sich selbst heute noch die Historiker die Haare. Mich hat Die Gudrunsage jedenfalls wunderbar unterhalten. Mit ihren zarten 52 Seiten ist sie gute Lektüre für jede Straßenbahnfahrt und jedes Wartezimmer.

Karoline

Autor: unbekannt
Buchtitel: Die Gudrunsage – Hagen von Irland, Hilde von Hegelingen, Gudruns Schicksale
Verlag: Hamburger Lesehefte Verlag

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