Was dein ist, ist auch mein

© Foto: Ilke, 2018

Ende der 90er spielte ich mal das Stealth-Game Dark Projekt – Der Meisterdieb. Ich fand es ok, stieg aber recht schnell wieder aus: Zu viel Stealth für meine Ungeduld. Jahre später spielte ich es erneut. Dann erfuhr ich, dass die Thief-Reihe in die vierte Runde ging bzw. es ein Reboot des ersten Teils gab. Die neue Grafik und einige Lets-Play-Folgen auf Youtube motivierten mich, das neue Thief zu kaufen.

Der Protagonist ist Garrett, ein Meisterdieb, der wie immer einem Auftrag nachgeht. Erin, die später noch eine entscheidende Rolle spielen wird, ist dabei seine Komplizin und leider auch das Gegenteil von ihm: draufgängerisch und unvorsichtig. Gegen Ende des Coups kommt es zum Streit auf einem Glasdach und Erin fällt in die Tiefe, wenig später fällt auch Garrett. Er überlebt das Ganze, muss aber feststellen, dass bereits ein Jahr vergangen ist und seine Erinnerungen an diese Zeit fehlen. Zudem erfährt er, dass sich in der Stadt, in der er lebt, viel verändert hat: es grassiert eine Art Seuche, und die Macht hat der brutale und skrupellose Baron Northcrest an sich gerissen, die einfache Bevölkerung haust in Armut. Garrett interessiert das recht wenig, er möchte nur weitermachen wie bisher und nebenbei noch die Erinnerungslücken füllen, wird  jedoch schon bald in eine Revolution hineingezogen.

Thief von 2014 ist der vierte Teil der Thief-Reihe und zeitgleich ein Reboot. Charaktere und Grundstimmung der ersten drei Teile tauchen auf, jedoch ist die Handlung verändert. Auch die Spielweise ist etwas anders. Die ersten Teile legten einen größeren Fokus auf das Stealth-Element und weniger auf Aktion. Zudem wurden die Schwierigkeitsstufen angepasst. Fans der Reihe kritisieren den vierten Teil stark. Ich hatte Teil 1 und 2 mal angespielt, aber nach einiger Zeit abgebrochen. Ich muss den Kritikern recht geben, Thief (2014) ist mehr dem Mainstream angepasst, die Story ist schwächer, man erhält leider keinen so guten Zugang zu Garrett wie im ersten Teil. Die neuen Entwickler versuchten es vielen Recht zu machen und bewirkten am Ende das Gegenteil.

Trotz und teilweise auch wegen den Änderungen hat mir das neue Thief mehr Spaß bereitet als die alten Teile. Das liegt zum einen an der neueren Grafik, vor allem jedoch an der verbesserten Möglichkeit, Gegnern aus dem Weg zu gehen. Man muss nicht mehr nur hinter ihnen herschleichen und vorbeihuschen, wenn sie gerade nicht hinschauen, sondern kann auch einen anderen Weg über die Köpfe oder unter den Füßen hinweg wählen. Man braucht etwas weniger Geduld. Die zu stehlenden Gegenstände lassen sich leichter erkennen und die Greif-Animation finde ich super gelungen. Die Atmosphäre bleibt gewohnt düster und bedrückend. Man hangelt nicht mehr von Mission zu Mission, sondern kann die Stadt frei erkunden und wählen, ob man die Hauptmission verfolgt oder Nebenmissionen erledigt. Gegenstände wie Pfeile verschwinden nach der Mission nicht einfach, sondern bleiben im Inventar. Die Einwohner bekamen Text für eine höhere Realitätsdichte, das ging jedoch nach hinten los. Es wurde recht schnell nervtötend, dieselben zehn Sätze immer und immer wieder zu hören. Die Quicktime-Passagen hätte man sich auch sparen können. Begeistert hat mich die Jagd nach all den Sammlerstücken, die mal besser und mal schlechter versteckt sind. Damit man am Ende auch alle Sammlergegenstände einheimsen kann, ist jedes Kapitel mehrfach spielbar. Rätsel- und Knobelpassagen gibt es, diese  sind für meinen Geschmack aber zu rar eingesetzt.

Thief (2014) ist leichter spielbar als die Vorgänger und kann als Reboot nicht überzeugen, es wollte einfach zu viel. Es spielt sich teilweise wie Dishonored (das ich 2016 rezensierte), wobei das sich ja vom ersten Thief-Teil inspirieren ließ. Nichtsdestotrotz ist es ein spannendes und Laune machendes Game mit einer packenden Atmosphäre, besonders das Kapitel in der Anstalt ist hervorzuheben. Wer das Elster-Gen in sich trägt wird diebische Freude daran haben, alles mitzunehmen, was glänzt.

Ilke

Entwickler: Eidos Montreal
Titel: Thief (2014)
Publisher: Square Enix
Veröffentlicht: 2014


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