
© Foto: Carmen, 2019
Es ist Januar und damit Ländermonat. Nach der Abstimmung stand fest, es geht nach Schweden und ich machte mich auf die Suche nach einem passenden Buch. Auf der Plattform mit den zwei „oo“ wurde so allerlei vorgeschlagen, doch meine Wahl fiel auf das Buch „Hannas Töchter“. Zwischen den Jahren begann ich es zu lesen, doch ganz so einfach war es dann nicht.
Erzählt wird die Geschichte von Hanna, ihrer Tochter Johanna und ihrer Enkeltochter Anna. Es treffen sich drei Generationen voller Leben und Konflikte mit- und untereinander. Hanna, geb. 1871, steht für das sorgenvolle Leben einer Bauernfamilie. Wirklichen Halt findet sie in ihrer Familie nicht, denn ihre Mutter hat sich abgewöhnt ihr Herz zu fest an Kinder zu hängen, da sie bereits einige begraben musste. So rackert sich Anna auf dem Hof einer Tante ab. Doch das macht ihr nicht viel aus, da sie gern schafft. Ein schlimmes Ereignis überschattet ihr Leben für längere Zeit, doch nach entbehrungsreichen Jahren findet Hanna endlich ihr Glück. Einen Ehemann, der sie mag und ordentlich behandelt. Das Wichtigste ist ihnen, ihre Kinder zu ordentlichen Menschen zu erziehen und zu schützen.
Johanna ist die Tochter von Hanna und weiß schon früh was sie will – von niemandem abhängig sein und so leben wie sie es sich vorstellt. Sie geht ganz in ihrer Arbeit am Feinkoststand auf. Wissbegierig in jeder Hinsicht macht sie sich stark für Gerechtigkeit für alle. Um dazu selbst mit beizutragen, tritt sie in die Sozialdemokratische Partei ein. Als sie ihren zukünftigen Mann Arne kennenlernt, muss dieser akzeptieren, dass auch sie für die Familie arbeiten geht. Beide raufen sich zusammen und ziehen aufs Land in ein kleines Haus. Johanna ist nicht untätig, sondern hilft in der Nachbarschaft wo sie kann. Natürlich auch den neuen Nachbarn, einer jüdischen Familie. Doch dann kommt der Krieg auch hier mit Macht an, die Nachbarn verlassen Schweden und flüchten nach Amerika. Es wird ruhig um Johanna, aber da ist ja noch Tochter Anna mit ihren Problemen.
Diese ist geschieden, oder doch nicht? Anna kommt nicht los von ihrem Mann Rickard, trotz der Enttäuschungen. Und dieser steht ihr in schwierigen Momenten weiter zur Seite. Anna wird getrieben von der Verpflichtung, ihre mittlerweile demenzkranke Mutter Johanna zu besuchen und sich um ihren Vater zu kümmern. Gleichzeitig möchte sie ihr Leben ändern und ein Buch schreiben. Mittelpunkt sind hier die Tagebücher ihrer Großmutter. Beim Lesen stößt sie auf unglaubliche Begebenheiten und Erkenntnisse! Fast verzweifelt sie an der Tatsache, dass mit ihrer demenzkranken Mutter keine Kommunikation mehr möglich ist.
Wie bereits angedeutet, habe ich mich mit dem Buch anfangs etwas schwer getan. Der Einstieg in die Geschichte ist nicht leicht, da man zuerst nur auf Anna und ihre Mutter trifft. Die Sequenzen von Johanna im Heim, in denen sie ihr Empfinden als Demenzkranke beschreibt, wirken zusätzlich verstörend. Das Anna ein Buch schreiben will und ihre Großmutter Tagebuch geführt hat, erfährt man unverhofft während des Lesens. So richtig mitgenommen wurde ich dann jedoch von den einzelnen Schicksalen der jeweiligen Person. Gefesselt von den Ereignissen im Leben von Hanna und Johanna konnte ich kaum aufhören zu lesen. Ich liebe diese alten Geschichten, damit hatte mich die Autorin. Der Anfang des Buches ist gewöhnungsbedürftig, darauf muss sich der Leser einlassen. Jedoch ist bei Büchern überhaupt alles Ansichtssache.
Als Fazit kann ich sagen, ein schönes, lesenswertes Buch, gedankenanregend und zum Grübeln verleitend. Allerdings nichts einfach nur für zwischendurch!
Autor: Marianne Fredriksson
Buchtitel: Hannas Töchter
Übersetzung: aus dem Schwedischen von Senta Kapoun
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
Hallo zusammen,
ein toller Tipp. Ich habe gerade den vom Inhalt her ähnlichen Roman ,,Was man unter Wasser sehen kann“ von Henriette Dykerhoff beendet (drei Frauengenerationen, hartes Landleben, Geheimnisse) und euren Tipp sofort auf meine Liste gesetzt.
Viele Grüße
Jana
Na dann wünsche ich viel Spaß beim Lesen!