
© Foto: Karoline, 2019
So ein Geburtstag ist doch stets was Feines. Man kann sich Bücher nach Herzenslust wünschen, ohne allzu viel (finanzielle) Reue zu empfinden. Eine Liste stelle ich den Schenkenden dabei gerne zur Verfügung. So entfällt auch das lästige Auswählen. Eben jener Selektionsvorgang förderte bei mir Mörderische Renovierung zutage. Grusel und Humor versprach es, Anspielungen auf H.P. Lovecraft sollten vorhanden sein. Ob das so zutraf?
A. hat geerbt. Ein Cousin vierten Grades, von dessen Existenz er bis dato keine Ahnung hatte, hinterlässt ihm ein riesiges Anwesen in den USA. Also fliegt A. kurzerhand mit seiner jugendlichen Begleiterin Niamh über den Teich und inspiziert seinen neuen Besitz. Besagter Cousin nahm sich genau wie sein Vater das Leben, indem er aus einem Fenster im oberen Geschoss hüpfte. Schnell wird klar, dass es in den alten Gemäuern so einiges zu entdecken gibt. Schemenhafte Geistererscheinungen, wirre Träume, Einbrüche und zahlreiche Geheimfächer wollen vom Erben wie vom Leser gleichermaßen erkundet werden. Dies geschieht auf sehr abwechslungsreiche Art. Wir haben Einblick in Ausschnitte aus A.’s Tagebuch, Niamhs Notizblock, Briefe an Tante Liza (wessen Tante ist dabei recht unklar) sowie zahlreiche Audio- und Videoaufnahmen, alles sehr ansprechend mit unterschiedlichen Darstellungsstilen untergliedert.
A. bleibt genau wie das mysteriöse Haus ein Geheimnis. Der Leser erfährt weder seinen Namen noch etwas über seine Vergangenheit oder gar aus welchem Land er stammt. Etwas mehr Einblick gibt uns der Autor jedoch bei Niamh. Sie ist irischer Abstammung, anscheinend minderjährig, kommt recht punkig mit einem extremen Sidecut, bunten Haaren und reichlich Metall am Ohr daher – und sie ist stumm. Zur Verständigung benutzt sie stets einen Notizblock, auf den sie ihre Bemerkungen schreibt, die Antworten der anderen werden immer fein säuberlich ergänzt. Das Verhältnis der beiden Hauptcharaktere zueinander bleibt lange Zeit im Dunkeln. Haben sie nun etwas miteinander oder nicht? Wer steht hier auf wen? Und wie haben sie überhaupt zusammengefunden?
Die mysteriösen Entdeckungen, die erst nach und nach einen Sinn ergeben, das scheinbar Übersinnliche und auch die Geheimnisse um die äußerst geheime Geheimgesellschaft bilden in der Tat einen wunderbar lovecraftschen Rahmen. Ich fühlte mich dabei sehr an seine Geschichte Der Fall Charles Dexter Ward erinnert, die bei mir eine ähnliche Gänsehaut erzeugte. Die Handlung selbst ist natürlich an den Haaren herbeigezogen, aber die Art und Weise, wie sie dem Leser vermittelt wird, fand ich sehr unterhaltsam. Eine kleine Prise Humor, bei dem ich gelegentlich schmunzeln musste, sorgt für eine lockerflockige Leselust. Beim spektakulären Showdown flogen meine Augen nur so über die letzten Seiten, denn damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Der Epilog ist dann auch mit ein paar gehörigen Überraschungen gepfeffert und ließ mich Mörderische Renovierung mit einem zufriedenen Lächeln zuklappen. Wer also etwas übernatürliche Unterhaltung der gruseligen Art mag und auch empfänglich für Verschwörungstheorien ist, dem kann ich das Werk von Edgar Cantero wärmstens ans Herz legen. Das Buch macht Spaß, ohne den Kopf dabei zu sehr zu belasten.
Autor: Edgar Cantero
Buchtitel: Mörderische Renovierung
Übersetzung: Deutsch von Thomas Görden
Verlag: Golkonda Verlag
Hallöchen!
Mörderische Absichten ist auch erst vor kurzem auf meiner Wunschliste gelandet, der Plot verspricht sehr unterhaltsam zu sein! Mit deinen Gedanken dazu möchte ich mir das Buch nun auf jeden Fall zulegen, das klingt wirklich ganz nach meinem Geschmack. Danke für die Vorstellung!
Liebe Grüße!
Gabriela
Huhu, das freut mich sehr 🙂 es ist wirklich wunderbar kurzweilig und macht Spaß, aber an den Horror vom Meister persönlich kommt es nicht heran… Aber der ist ja eh ne Klasse für sich 😉
hab ein schönes Wochenende! Karo