Briefe für Holzfäller Klaus

© Foto: Katrin, 2019

Adventszeit ist für mich häufig Filmzeit. Wenn es draußen kalt und grau ist, schaue ich mir gerne mal weihnachtliche Familienfilme an, um meine Laune zu heben. So hatte ich auf Netflix schon einige Tage den spanischen Animationsfilm Klaus auf meiner Watchlist. Doch erst Karos Bemerkung, sie hätte bereits einiges Gute darüber gelesen, ließ mich am Ersten Advent auf den Film klicken. Eine gute Entscheidung!

Die ganze Welt wird von fähigen Postboten des „Königlichen Postdienstes“ beliefert. Die ganze Welt? Nein! Ein kleines, unbeugsames Dorf, hoch, hoch, noch höher im Norden hat bisher jedem engagierten Postboten den Garaus gemacht. Denn in Zwietrachting schreibt man sich keine Briefe, sondern pflegt eine traditionsreiche Feindschaft. Zwei überaus verschrobene Familienclans, die Krums und die Ellingbones, bekämpfen sich seit undenkbaren Zeiten und sorgen dafür, dass schon die Kinder lieber aufeinander losgehen, als in der Schule Lesen und Schreiben zu lernen.

Doch in just jenem höllischen Örtchen soll Jesper Johannsen, der faule, heillos verwöhnte Sohn des Postdirektors, 6.000 Briefe ausliefern, um sich seinem Vater zu beweisen und der Enterbung zu entgehen. Schnell lernt er, dass der graue, ungemütliche Küstenort zwar eine Kriegsglocke besitzt , jedoch nicht mal eine Schule. So musste die mittlerweile ziemlich zynisch gewordene Lehrerin aufgrund akuten Schülermangels auf Fischhandel umsatteln. Aber wie soll Jesper diesem Dorf wieder entfliehen, wenn niemand seine Dienste als Postbote benötigt? Zum Beispiel besitzt der eigenbrötlerische, allein im Wald lebende Herr Klaus zwar eine Axt, aber scheint ebenfalls nicht der große Briefeschreiber zu sein. Dafür hat er einen riesigen Schuppen voller Spielzeug, das er im Laufe der Jahre gebaut hat. Zeit also für einen perfiden Plan, um die 6.000 Briefe zu erreichen: Herr Klaus liefert das Spielzeug, das sich die Kinder in ihren Briefen wünschen (gegen Porto natürlich) und Jesper liefert es aus. Wer hätte gedacht, dass es nur die Zeichnung eines traurigen Kindes braucht, einen Postboten mit unlauteren Motiven und einen einsamen alten Holzfäller, um eine solche Geschichte ins Rollen zu bringen?

Regisseur Sergio Pablos hat zuvor bereits an Zeichentrickfilmen von Walt Disney mitgewirkt. Doch ich bin sehr froh, dass er mit Klaus einen Film gemacht hat, der nicht vor Zuckerguss starrt. Natürlich ist die geschaffene Welt bunt, die Figuren sind niedlich anzusehen und selbstverständlich geht alles gut aus. Trotzdem ist die Hauptfigur sperrig und agiert ständig mit Hintergedanken, aus denen von Anfang an kein Hehl gemacht wird. Ganz nebenbei haben im Grunde die meisten Bewohner des seltsamen Ortes ein ziemliches Aggressionsproblem.

So steht zwar im Fokus der Geschichte der Werdegang des titelgebenden Herrn Klaus, doch allein Jesper, der mieseste Postbote der Welt, ist Antrieb aller Geschehnisse. Das weihnachtlich-anheimelnde Ergebnis seiner egoistischen Handlungen spricht natürlich für sich. Trotzdem ist der Weg dorthin gepflastert mit Skrupellosigkeit und Berechnung. Bloß gut, dass der großmütige Holzfäller als durch und durch guter Charakter einen sinnvollen Kontrast bietet. Er ist eine Figur mit Tiefgang und einer traurigen Vergangenheit und möchte wirklich nur Freude ins Leben der Kinder bringen. Damit ist er für den gewieften Postboten am Ende die dringend benötigte Vaterfigur, von der dieser im Laufe der Geschichte lernen muss. Dass währenddessen das zwieträchtige Leben in Zwietrachting auf positive Weise völlig durcheinander gewirbelt wird, könnte man als Kollateralschaden bezeichnen.

Ihr möchtet erfahren, warum Rentiere den fliegenden Schlitten ziehen, woher Herr Klaus seine schnieke Kluft hat oder was es mit der Unartig-Liste auf sich hat? Für all diese Fragen bietet der wunderbar bunte, warmherzige Film seine eigenwillige Antwort. Liebevoll und witzig wird nach und nach die Verbindung  zum amerikanischen Gedicht The Night before Christmas geknüpft. Es ist grandios zu sehen, wie natürlich sich die Handlung entwickelt und der Spielzeug bauende Holzfäller Herr Klaus unwissentlich zur allseits bekannten Figur Santa Claus wird. Das passt alles auf schräge Art ganz wunderbar zusammen. Am besten schaut ihr euch diesen turbulenten und liebevollen Weihnachtsfilm gemeinsam mit eurer Familie an. Ihr werdet allesamt euren Spaß haben – versprochen!

Katrin

Regie: Sergio Pablos
Filmtitel: Klaus
Produziert: in Spanien 2019
Länge: 96 Minuten
Altersfreigabe: für Kinder ab 6

Ein Gedanke zu “Briefe für Holzfäller Klaus

  1. Karo schreibt:

    Danke für die schöne Rezension 🙂 Ich hab den Film erst am Wochenende gesehen und er ist wirklich ganz zauberhaft. Ein richtig, richtig schöner Weihnachtsfilm!

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..