
© Foto: Steam, 2020
Normalerweise kann ich Videospielen mit Dating-Simulation und viel Lesetext nichts abgewinnen. Zum Glück bestätigen Ausnahmen die Regel. Wenn die potenziellen Partner eine Reihe an interessanten und witzig gestalteten Monsterfiguren sind und von unglaublich gut gemachten, aber auch lächerlichen Situationen begleitet werden, habe ich durchaus viel Freude an diesen Spielen. Gibt es dabei zusätzlich eine schöne Grafik, sowie einen einnehmenden Soundtrack, bin ich restlos überzeugt. Monster Prom hat mir all das und noch viel mehr geliefert.
Wir starten als Schüler an der Spooky High und haben zunächst die Auswahl zwischen vier Spielercharakteren: die personifizierte Angst Oz, der Feuer-Dschinn Amira, der Zombie Brian und das Frankenstein-Monster Vicky. Ist die Wahl getroffen, suchen wir nun Antworten auf die wichtigsten Fragen seit Menschengedenken (oder seit amerikanischen Highschool-Schnulzen): Mit wem wollen wir zum Abschlussball gehen oder wir überzeugen wir unseren Wunschpartner auch ja zu sagen? Sechs mögliche Dates stehen zur Verfügung:
1. Die knallharte Gorgone Vera Oberlin, deren Stil nur noch von ihrem fiesen Geschäftssinn übertroffen wird.
2. Prinzessin Miranda Vanderbilt – ihres Zeichens liebliche Meerjungfrau und blutrünstige Despotin in einem.
3. Die Junkie-Queen Polly Geist, bei ihr ist der Name Programm, denn sie ist (ihr ahnt es bereits) ein Poltergeist.
4. Der immer positive und mehr oder weniger charmant dümmliche Werwolf-Athlet Scott Howl.
5. Der pyromanische Dämonenprinz Damien LaVey.
6. Der Instagram versessene Hipster-Vampir Liam de Lioncourt.
Alle sehr attraktiv inklusive einer riesigen Macke, man muss sie einfach lieben.
Zu erreichen, dass sie einen zurück lieben oder zumindest als Date für den Ball tolerieren, ist jedoch gar nicht so einfach. Zum einen ist es notwendig seine Eigenschaften zu boosten: Intelligenz, Verwegenheit, Kreativität, Charme, Spaß und Geld. Je nachdem, wo der Spieler seine Schwerpunkte legt, hat er mehr oder weniger Chancen seinen Wunschpartner zu bekommen. Trial-and-Error sag ich da nur. Zu Beginn wird ein Zeitschriftentest beantwortet, dessen Ergebnis die Startwerte bestimmt. Im eigentlichen Spielverlauf können jetzt unter anderem die Werte erhöht werden. Drei Wochen sind es noch bis zum Ball und jeder Tag teilt sich in drei Abschnitte. In der Mittagspause finden wir uns selbstverständlich in der Kantine wieder und können dort mit unseren Mitschülern abhängen. Hierbei stehen nicht nur die Dates zur Auswahl, sondern auch Nebencharaktere. Interaktionen mit beiden Parteien können zu Pluspunkten bei den gewünschten Eigenschaften führen. Am Vormittag und Nachmittag wird jeweils ein anderer Ort aufgesucht: Aula, Toiletten, Klassenzimmer, Bibliothek, Hof oder die Sporthalle. Hierbei wird frei entschieden, jeder Ort sorgt für einen anderen Punkte-Boost. Zusätzlich trifft der Spieler auch hier auf Mitschüler und es kommt zu den verschiedensten Situationen, in denen eine Entscheidung gefällt werden muss. Diese Entscheidungen sollten gut überlegt sein, denn sie können statt Pluspunkten auch zu einem Minus bei bestimmten Eigenschaften führen. Für ein paar Extrapunkte kann gesammeltes Geld für Items ausgegeben werden, die auch für kuriose Begegnungen sorgen. Beispielsweise können eine Leiche, ein Päckchen Kokain oder erotische Fanfiction über Drachen käuflich erworben werden. Neben den Punkten sollte auch nicht vergessen werden mit dem/der Auserwählten anzubändeln. Denn nach Ablauf der drei Wochen muss entschieden werden, wem die Frage aller Fragen gestellt wird. Na ja und dann hat man entweder ein Date oder wurde hart abserviert.
Ich liebe dieses Spiel abgöttisch. Angefangen bei den tollen Charakteren bietet es unglaublich viel Lachflash-Potenzial. Dabei werden auch gern mal Seitenhiebe gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie ausgeteilt. Überhaupt ist das Spiel sehr LGBTQ+ positiv. Man merkt es bereits bei der Auswahl des präferierten Pronoms des Spielers und die Möglichkeit Männer und Frauen zu daten und schließlich tauchen auch viele eingebaute queere Charaktere auf. Es werden auch unglaublich viele Anspielungen auf verschiedenste Sparten der Popkultur gemacht (fängt ja bei den Charakternamen schon an). Im Gegensatz zu anderen Spielen mit Storytelling klicke ich mich hier nicht schnell durch, sondern habe viel Freude beim Lesen. Das Spiel ist bis dato nur auf Englisch verfügbar. Aufgrund der Textlastigkeit und des nicht unbedingt typischen Vokabulars solltet ihr gute Lesekenntnisse mitbringen, sonst geht vermutlich der Spaß flöten. Schön ist auch, dass es im Single- oder Multiplayermodus gespielt werden kann. Monster Prom gibt es als PC-Spiel für Windows, macOS und Linux und seit diesem Jahr auch für die Switch. Damit nie Langeweile aufkommt, versorgen die Macher einen mit Updates, gern auch thematisch passend zu Halloween und zum Valentinstag. Es enthält Secret Endings, die freigeschaltet werden können und vieles mehr.
Mittlerweile gibt es auch die Erweiterung Second Term mit zusätzlichen Charakteren und neuen Begegnungen. Diese kann mit dem Hauptspiel günstig im Bundle erworben werden. Außerdem ist seit längerem die Erweiterung Monster Camp angekündigt. Ich hasse eigentlich zelten, aber darauf freue ich mich schon monstermäßig.
Entwickler: Beautiful Glitch
Titel: Monster Prom
Publisher: Those Awesome Guys
Veröffentlicht: 2018