
© Foto: Karoline, 2020
Kommt ihr gerade auch so ins Schwitzen? Der Sommer ist in seiner Hochphase, da wird es Zeit für mich, gedanklich in kältere Regionen zu wechseln. Was könnte an dieser Stelle besser passen, als das neblig-frostige Schottland und zwei schrullige Ermittler, um mein schwammiges Gehirn wieder auf Trab zu bringen? Mit Adolphus McGray und Ian Frey habe ich genau die Richtigen gefunden!
Wir befinden uns im Spätherbst des Jahres 1888. In den Straßen Londons herrscht die nackte Angst, denn Jack the Ripper schlachtet Menschen ab. Doch Mordermittler Ian Frey hat seine eigenen Probleme: Seine stinkreiche Familie findet es empörend, dass er für Geld arbeiten geht, seine Verlobte macht Hals über Kopf mit ihm Schluss und sein Vorgesetzter muss aufgrund der ungelösten Ripper-Fälle seinen Tisch räumen. Nun hängt auch Freys Job am seidenen Faden. Als ihm ein Fall im fernen Edinburgh angeboten wird, bleibt ihm daher nichts weiter übrig, als zähneknirschend die Flucht nach vorn anzutreten. Über die Schotten hat er keine gute Meinung und die sieht er direkt nach seiner Ankunft bestätigt, als ihm sein neuer Partner vorgestellt wird. Adolphus McGray ist der karogemusterte Inbegriff der schottischen Kauzigkeit. Dennoch müssen beide an einem Strang ziehen, denn es gilt einen schier unerklärlichen Mord zu lösen. Ein Geiger wurde in seinem Probenzimmer ermordet, ihm wurden Organe entnommen und ein satanisches Symbol prangt auf dem Teppich. Doch das Zimmer war von innen verschlossen und hat kein Fenster. Wie also konnte der Mörder einbrechen und unerkannt mit den Organen fliehen, während die Hausbediensteten gleich nebenan schliefen?
Nie im Leben hätte ich vermutet, dass es sich bei Die Schatten von Edinburgh um ein Erstlingswerk handelt! Der Mexikaner (!) Oscar de Murial muss ein Naturtalent sein (oder einen ausgezeichneten Lektor haben), denn der Krimi wusste mich von Anfang an zu begeistern. Sowohl der abstruse Mord als auch die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und bestechen durch ihre humorvollen Wortgefechte. Genau wie das Scherenschnitt-Cover war die Handlung eine gelungene Mischung aus Licht und Dunkel, Humor und Grusel. Also greift zu und kühlt euch gedanklich mit dieser kurzweiligen Krimigeschichte ab. Und wer nicht genug bekommen kann: vier Teile um Frey & McGray sind bereits erscheinen, ein fünfter wird im Dezember 2020 folgen.
Autor: Oscar de Muriel
Buchtitel: Die Schatten von Edinburgh – Ein Fall für Frey & McGray
Übersetzung: aus dem Englischen von Peter Beyer
Verlag: Goldmann