Ein Buch für die innere Giftmischerin

© Foto: Karoline, 2020

Es war mal wieder Zeit für ein Sachbuch. Im letzten Jahr entdeckten mein Freund und ich unsere Leidenschaft für’s Wandern. Klar fragt man sich da gelegentlich welche Pflanze sich schon wieder um die Knöchel schlengelt und um welche man doch lieber einen gewaltigen Bogen machen sollte. Ein Glück, dass ich bereits Bekanntschaft mit Amy Stewarts Werken gemacht hatte (auch wenn es Western waren). Ein Fehlgriff würde dieser kleine Wegweiser des widerspenstigen Wurzelwerks garantiert nicht sein, denn allein der Untertitel demonstrierte mir sehr anschaulich, auf was ich mich einlassen würde: Das A bis Z der Pflanzen, die morden, verstümmeln, berauschen und uns anderweitig ärgern. Ich konnte es kaum erwarten.

Die Welt der giftigen Gewächse

Amy Stewart, Hobby-Botanikerin unseres Vertrauens, nimmt den Leser an die Hand und führt ihn durch eine Welt der meuchelnden Gewächse. Welt ist dabei wortwörtlich gemeint, denn die literarische Reise führt uns auf jeden Kontinent und bringt uns seine bemerkenswertesten Giftmonster näher.

Die wohl brennendste aller Brennnesseln

Ich wusste ja, dass Australien die gefährlichste Ecke der Erde ist. Aber wusstet ihr, dass die Australische Brennnessel ein bis zu 2 Meter großer Baum ist, der über und über mit giftigen feinen Pfirsichhärchen übersät ist? Die Schmerzen dieses Neurotoxins können bis zu einem Jahr (!) anhalten und im schlimmsten Fall sogar Herzinfarkte auslösen. Selbst wenn ihr sie nicht anfassen würdet, die Australische Brennnessel verteilt ihre feinen Härchen in der Luft, sodass auch eure Lungen und Augen etwas davon haben. Ganz schön bösartig, oder?

Mein kleiner grüner Gummibaum

Doch auch bei den dekorativen Blümchen auf unserem Fensterbrett sei Achtung geboten. Philodendron? Lieber nicht dran knabbern, denn es warten Schwindel und Magenschmerzen auf euch. Selbst euer so harmlos dreinblickender Gummibaum kann mit seiner latexartigen Ummantelung schwere allergische Reaktionen auslösen. Und die Friedenslilie? Die ist gar nicht so friedlich. Sie verursacht Hautreizungen, Schluckbeschwerden und Übelkeit. Aber warum sollte man so etwas friedvolles auch essen wollen?! Anscheinend recht viele Amerikaner, die dann anschließend in den Giftzentralen des Landes anriefen.

Frischetheke des Todes

Selbst Lebensmittel, die wir tagtäglich essen, bergen ein gewisses Risiko. Mir war unbekannt, dass man Mais beispielsweise nur in Kombination mit anderen Lebensmitteln essen soll. Denn wenn das im Mais enthaltene Niacin nicht absorbiert werden kann, lauern die drei D’s: Dermatitis, Demenz und Diarrhö. Cashewnüsse werden teilgekocht, da ihre Schalen schlimme Hautreizungen hervorrufen. Ähnlich wie die Kidneybohne. Die ist nur gekocht erhältlich, denn sonst hat man mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall zu kämpfen. Ihr liebt Rhabarber? Dann solltet ihr auf keinen Fall die Blätter für euren Sonntagskuchen verwenden, denn dort lauert die giftige Oxalsäure auf euch.

Alles hübsch mit Bildchen

In 62 knackigen Kapiteln erhalten wir einen anschaulichen Überblick über die giftigen Tücken von Mutter Natur. Radierungen und Illustrationen malen ein wundersames Bild dieser außergewöhnlichen Gewächse und lassen mich nun (hoffentlich) schlauer und (definitiv) gut unterhalten zurück. Ich freue mich jetzt schon auf den passenden Ergänzungsband Gemeines Getier – Das A bis Z der Insekten, die stechen, beißen, infizieren und uns den letzten Nerv rauben. Klingt nach der perfekten Lektüre für einen mückenreichen Sommertag. Findet ihr nicht auch?;)

Karoline

Autorin: Amy Stewart
Buchtitel: Gemeine Gewächse – das A bis Z der Pflanzen, die morden, verstümmeln, berauschen und uns anderweitig ärgern
Übersetzung: aus dem Amerikanischen von Stephan Pauli
Radierungen:
Briony Morrow-Cribbs
Illustrationen: Jonathan Rosen
Verlag:
Piper

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