
© Foto: Georgia, 2021
Eigentlich kann ich gar nichts für meine Sucht nach Gesellschaftsspielen. An mindestens der Hälfte meiner Sammlung tragen die Tabletop-Videos von Geek & Sundry die Schuld. So hat sich auch meine neueste Errungenschaft zu mir verirrt: Winter der Toten. Ein Kooperationsspiel mit Zombies und vielen Materialien? Ich konnte einfach nicht widerstehen. Zusätzlich fand ich es wegen des diesjährigen Schneechaos ganz passend, dass die Apokalypse im Winter ausbricht. Nachdem es endlich zu einem Testspiel kam, stieg mein Enthusiasmus weiter in die Höhe und der Neuling im Schrank hat sich eine Rezension verdient.
In Winter der Toten haben zwei bis fünf Spieler ein gemeinsames Ziel, das es zu erreichen gilt. Beispielsweise muss eine bestimmte Anzahl an Zombies getötet oder an Objekten gefunden werden. Es kann sich auch für die semi-kooperative Variante entschieden werden. Dabei ist das Hauptziel etwas einfacher zu schaffen, jedoch hat jeder ein geheimes, eigenes Ziel. Dieses ist zusätzlich zu meistern, damit man als Einzelspieler gewinnt. Wer es noch spannender haben will, kann eine Verräter-Karte dazu mischen. Aufgabe dieser Person ist es dann zu verhindern, dass das gemeinsame Ziel erreicht wird. Wie ihr seht, bietet bereits der Aufbau viele Möglichkeiten.
Jeder Spieler ist verantwortlich für eine Gruppe von Überlebenden, mit denen Handlungen getätigt werden. Die Figuren bewegen sich zwischen den einzelnen Standorten – Kolonie, Polizeiwache, Tankstelle usw. Die Überlebenden haben verschiedene Werte für Einfluss, Angriff und Durchsuchen, sowie eine Spezialfähigkeit. Es gibt eine Vielzahl von Personen: Angefangen bei Feuerwehrmann und Soldat, über Bauarbeiterin und Bibliothekarin, bis hin zum Kaufhaus-Weihnachtsmann.
Wir haben schon geklärt, wie man gewinnen kann. Doch wann ist das Spiel verloren? Die gemeinsame Zielkarte gibt vor, wie viele Runde gespielt und mit wie viel Moral gestartet wird. Verloren haben alle, wenn nach Ablauf der Runden das Ziel nicht erreicht ist oder sobald die Moral auf null fällt. Einzige Ausnahme bildet der Verräter, der meist in genau diesen Fällen gewinnt. Die Moral sinkt immer dann, sobald Krisen im Spiel nicht bewältigt werden können, es nicht genug Nahrung gibt, sich zu viel Abfall in der Kolonie befindet oder jemand stirbt.
Jede Runde besteht aus zwei Phasen. In der Spielerphase wird zunächst eine Krise aufgedeckt. Das ist eine kleinere Aufgabe, die innerhalb der Runde zu erfüllen ist. Dabei muss immer eine bestimmte Anzahl an Objekten, wie beispielsweise Medikamente, herangeschafft werden. Dann würfelt jeder für seine Aktionen und die Spieler gehen reihum ihre Handlungen durch. Je nach Augenzahl können Zombies oder andere Überlebende angegriffen, Standorte durchsucht bzw. verbarrikadiert, sowie Abfall entsorgt und sogar Zombies angelockt werden.
Zusätzlich darf der aktive Spieler Karten ausspielen oder tauschen, etwas zur Abwendung der Krise und Nahrung beisteuern, seine Überlebenden bewegen. Wird eine Figur bewegt oder greift sie einen Zombie an, kommt der Infektionswürfel zum Einsatz. Folgendes kann gewürfelt werden: Es passiert nichts, der Überlebende erleidet eine Wunde, eine Erfrierung oder wird gebissen. Nach drei Wunden sind die meisten Charaktere tot. Eine Erfrierung bringt pro Runde eine neue Wunde hinzu. Bei einem Biss stirbt die Figur direkt und die Infektion breitet sich am Standort aus.
Sind alle Spieler einmal dran gewesen, ist der nächste Schritt in der jeweiligen Runde die Koloniephase. Dabei wird geschaut, ob die Nahrung ausreicht, wie viel Abfall vorhanden ist und ob die Krise beseitigt wurde. Weiterhin kommen neue Zombies ins Spiel, das gemeinsame Ziel wird überprüft und die Rundenanzeige weiter gerückt. Ich stelle hierbei fest, dass es unglaublich viel zu den Regeln zu erzählen gibt. Zwar bietet Winter der Toten noch viel mehr Spieldetails, aber das soll es erstmal zum Ablauf gewesen sein.
Genau diese Komplexität ist für mich ein großer Pluspunkt. Es hat ein bisschen gedauert sich reinzufuchsen und auch jetzt greife ich zwischendurch immer mal zu den Regeln, um etwas nachzulesen. Das tut dem Spielerlebnis keinen Abbruch und zum Glück bekommt jeder eine Übersichtskarte mit Rundenablauf und den möglichen Aktionen. Nach einem Durchlauf ist man auch schon eingeübt und das zweite geht direkt flüssiger vonstatten. Winter der Toten ist definitiv nichts für zwischendurch, sondern eher der Hauptakt eines Spieleabends. Das hat es sich mit den vielen Varianten, integrierten Handlungsmöglichkeiten, Abwechslungsreichtum durch das zufällige Ziehen von Figuren und Zielen sowie der gesamten Spannung durchaus verdient.
Und hatte ich schon das schöne Material erwähnt? Es gibt für jeden Überlebenden und die Zombies eine Aufstellfigur, die mein inneres Kind erfreut und einen Haufen an Spielmarkern. Es gibt Marker für die Nahrung, die Barrikaden, die erlittenen Wunden und noch mehr. Mit einem großen Tisch, viel Zeit und Freude an einem The-Walking-Dead-Feeling seid ihr perfekt ausgerüstet und wenn euch sowas genauso begeistert wie mich, sei es euch wärmstens empfohlen (auch wenn es im Spiel immer schneit).
Autoren: Isaac Vega, Jon Gilmour
Titel: Winter der Toten – Ein Spiel mit dem Schicksal
Verlag: Plaid Hat Games
Hört sich ja nicht uninteressant an.