Das Geheimnis von Cravenmoore

© Foto: Ilke, 2018

Eine Familie voller Hoffnung, ein einsamer Spielzeugfabrikant, ein altes Anwesen, ein dunkles Geheimnis. Als ich den Klappentext zu Der dunkle Wächter las war ich hin und weg. Bei Schauerromanen bin ich ja voll dabei. Zudem handelt es sich bei dem Autor um Carlos Ruiz Zafón, dessen Schreibstil mir schon einmal gefallen hatte.

Als ihr Mann stirbt und einen Haufen Schulden hinterlässt, beschließt Simone Sauvelle mit ihren beiden Kinder Irene und Dorian ein neues Leben anzufangen. Durch einen guten Freund erhält sie eine Stelle als Haushälterin im Anwesen Cravenmoore in der Normandie, das nur vom einsam lebenden Spielzeugfabrikanten Lazarus Jann bewohnt wird. Die Familie kann in ein kleines Haus am nahegelegenen Kap einziehen. Sie hoffen auf einen strahlenden Neuanfang, doch rechneten nicht mit all den Geheimnissen. Was hat es mit den seltsamen Erfindungen und Automaten auf sich, die das Anwesen bevölkern und einzige Gesellschaft für Lazarus sind? Warum sieht man seine kranke Frau nicht, die im Westflügel leben soll? Warum dürfen einige Zimmer nicht betreten werden? Was sind die Septemberlichter auf der nahegelegenen Insel und warum haben die Dorfbewohner Angst davor? Schlimmer noch: ein brutaler Mord beim Anwesen gibt der Familie die Gewissheit, in Ereignisse hereingerauscht zu sein, aus denen es kein Entkommen zu geben scheint.

Den Beginn des Romans fand ich recht unspektakulär. Man erfährt die Hintergründe der Familie Sauvelle und das Eingewöhnen in die neue Umgebung. Die Protagonisten sind hierbei die Tochter Irene und Ismael, der Cousin einer Freundin, den sie näher kennenlernen möchte. Der Spielzeugfabrikant Lazarus und seine Geschöpfe sind nur Nebenfiguren, was ich sehr schade fand. Gerade die Hintergrundgeschichte von Lazarus und den Spielzeugen war der Grund für den Kauf des Buches. Ich fand die Passagen mit Lazarus auch spannender und interessanter als die der Familie. Die Geheimnisse von Cravenmoore wurden langsam aufgebaut. Der Grusel ist meiner Meinung nach recht hintergründig gehalten. Ich würde den Roman eher als Familiengeschichte mit Gruselelementen bezeichnen als einen Schauerroman. Vielleicht bin ich aber auch schon zu abgebrüht. Ein Gänsehautgefühl stellte sich ab und an dennoch ein, was nicht zuletzt an dem sehr bildhaften Schreibstil des Autors liegt, und nachdem die Geschichte Fahrt aufgenommen hatte, blieb sie bis zum Ende spannend. Realität und Mystik werden geschickt miteinander vermischt, eine rationale Erklärung darf also niemand erwarten.

Der dunkle Wächter ist der dritte Teil der Nebeltrilogie des Autors. Vorherige Bände sind Der Fürst des Nebels und Der Mitternachtspalast. Die Romane sind scheinbar nur thematisch miteinander verbunden, sodass man sie unabhängig voneinander lesen kann.

Ilke

Autor: Carlos Ruiz Zafón
Buchtitel: Der dunkle Wächter
Übersetzung: aus dem Englischen von Kirsten Borchardt
Verlag: Fischer Taschenbuch

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