
© Foto: Karoline, 2014
Als ich das Cover von Der verbotene Fluss zum ersten Mal sah, war ich nicht sonderlich angetan. Eine typische Landschaft mit einem Herrenhaus im Hintergrund und noch nicht einmal der erwähnte Fluss auf dem Bild. Auch der Klappentext konnte mich nicht so wirklich überzeugen. Als ich aber mal wieder etwas Leichtes und Entspannendes lesen wollte, griff ich letztendlich doch zu diesem Buch – und ich kann nur sagen, dass es mich umgehauen hat!
Im trüben Herbst des Jahres 1890 tritt Charlotte Pauly, eine Berliner Gouvernante, ihre neue Stelle in England an. Für sie ist es eine Flucht nach vorne, denn sie hatte gute Gründe aus Berlin zu fliehen, war sie doch Auslöser eines pikanten Skandals. Ihr neuer Schützling ist die achtjährige Emily, ein schüchternes Mädchen, das in den letzten Jahren viel ertragen musste. Nach Emilys langen zahlreichen Krankheiten folgt der Tod ihrer Mutter, die dem örtlichen Fluss Mole zum Opfer gefallen ist. Bis auf einen Schal, der im Geäst hing, wurde nichts von ihr gefunden. Sir Andrew, Ehemann der Verstorbenen und Vater von Emily, lebt seit diesem tragischen Vorfall zurückgezogen in seine Arbeit als Abgeordneter und hat allen Bediensteten des Hauses unter Androhung von Entlassung verboten über seine Frau zu reden.
Bereits kurz nach Charlottes Ankunft fangen mysteriöse Vorfälle an. Emily beginnt zu schlafwandeln, verhält sich hysterisch wenn es in Gesprächen um ihre Mutter geht, beginnt nach einiger Zeit jedoch scheinbar unter Trance selbst von ihr zu reden und sieht sie schließlich sogar. Charlotte macht sich zunehmend Sorgen um ihren Schützling und begibt sich daher auf eine beschwerliche detektivische Suche, um den Tod der Mutter aufzuklären. Unterstützt wird sie dabei ab Mitte des Buches vom Journalisten Thomas Ashdown, der seine ganz eigenen Beweggründe hat Emily zu helfen. Alles dreht sich dabei nur um die folgende Frage: Haben die Vorfälle eine logische Erklärung oder treten hier übernatürliche Dinge zutage? Die Antwort darauf gefiel mir jedenfalls sehr gut.
Ich kann nicht genau sagen, was mich an dem Schreibstil der Autorin so fasziniert hat, aber sie ließ selbst sonst so langweilig klingende Nachmittage in der ortsansässigen Teestube oder Unterrichtseinheiten von Emily unterhaltsam und flüssig klingen. Die Erzählstruktur ist neutral gehalten, jedoch erfährt der Leser mehr über das seelische Befinden der Gouvernante Charlotte Pauly sowie des Journalisten Thomas Ashdown. Das Buch war fast durchweg spannend und ich musste mich zwingen es nicht an einem Tag komplett auszulesen. Gegen Ende zieht es sich leider ein kleines bisschen, aber das konnte ich durchaus verschmerzen.
Entzückt war ich von den ganzen Gesprächen über das Wetter, die in dem Buch auch als typisch für die Engländer geschildert werden. Jedes Mal aufs Neue musste ich dabei schmunzeln (und das war ziemlich oft). Aber auch die Beschreibung der Landschaft hat mich so mitgerissen, dass ich doch glatt mal nach England fahren und mir genau diese Gegend angucken wollen würde. Besonders die im Buch beschriebenen, über 1000 Jahre alten und mysteriös geformten Bäume des Druid’s Grove hatten es mir dabei angetan.
Ein ebenso schöne Nebensache war die Begeisterung von Sir Ashdown für die bis dato unbekannten Detektivgeschichten des Sherlock Holmes, dem er (wie wir wissen nicht zu Unrecht) eine große Zukunft voraussagte.
Mein persönliches Fazit: ein super Herbstbuch für die leichtere Literaturkost.
Autor: Susanne Goga
Buchtitel: Der verbotene Fluss
Verlag: Diana Verlag