Ein Blaubär auf Reisen

© Foto: Georgia, 2014

© Foto: Georgia, 2014

Durch die nervige Fernsehserie abgeschreckt, wollte ich nie Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär lesen. Dank der wunderbaren Lektüre von Die Stadt der Träumenden Bücher und einer Freundin, die versicherte, das Buch wäre ganz anders als die Serie, wagte ich mich doch daran. Bereits nach den ersten Sätzen war mir klar, wie viel ich bisher verpasst hatte und dass ich den Blaubären lieben werde.

Der Roman erzählt, einer Biografie gleich, die einzelnen Lebensabschnitte eines blauen Bären, genannt Blaubär. Jeden Abschnitt bezeichnet er dabei als ein neues Leben. Mit viel Charme, Witz und unverschämtem Glück – nicht zuletzt durch die Hilfe von Rettungssauriern, Wolpertingern oder guten schlechten Ideen – manövriert er sich durch die Welt Zamoniens und erlebt dabei bereits in einem seiner Leben mehr als andere in ihrem gesamten. Er trifft zahlreiche sonderbare Wesen und Phänomene und entkommt nicht nur einmal knapp dem Tod. Im Laufe der zahlreichen Abenteuer entwickelt er sich weiter und bleibt sich gleichzeitig immer treu. Die seltsam anmutenden Fähigkeiten, die er sich während seiner Reisen aneignet, kommen dabei später wunderbar zum Einsatz.

Damit sich auch der Leser in Zamonien zurechtfindet, wird ihm zahlreiche Hilfe geboten. Seien es die liebevoll gestalteten Illustrationen, die Weltkarten zu Beginn des Buches oder das Lexikon der Kreaturen und Phänomene. Dessen Inhalt wurde dem Blaubären praktischerweise direkt ins Gehirn gepflanzt – umso witziger ist es, dass er sich an wichtige Infos meist recht spät erinnert. Schön finde ich auch die Querverweise zu anderen Werken und Figuren von Moers.

Der Roman ist flüssig und humorvoll geschrieben. Blaubär ist unglaublich sympathisch; man lacht, weint, wütet und hofft mit ihm. Gleichzeitig sind auch die vielen Nebencharaktere und umherwuselnden Geschöpfe – Tratschwellen, Zwiezwerge, Klabautergeister, Bollogs etc. – zum Verlieben. Trotz seiner beachtlichen 704 Seiten fliegt der Leser durch die Geschichte und ist etwas überrascht, so schnell beim letzten Leben angekommen zu sein. Ich wollte nicht so recht Abschied nehmen, der Bär war mir zu sehr ans Herz gewachsen. Und doch habe ich ihm das wohlverdiente Ende gegönnt und ihn mit einem lachenden und einem weinenden Auge ziehen lassen.

Walter Moers hat mit Zamonien eine komplexe Welt geschaffen, die von wundersamen und fantastischen Wesen und Wundern nur so wimmelt. Vorsichtige Gemüter können ersteinmal hineinschnuppern. Für Kunstverrückte gibt es zusätzlich eine farbig illustrierte Ausgabe. Wer sich noch tiefer in diese Welt wagen will, kann sich einen Überblick verschaffen über weitere Abenteuer in einem Land, das so nah und doch so fern von unserem ist.

Ilke

Autor: Walter Moers
Buchtitel: Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär
Verlag: Goldmann

3 Gedanken zu “Ein Blaubär auf Reisen

  1. Ulrike Sokul schreibt:

    Liebe Ilke,
    auch ich bin über den Umweg „Die Stadt der träumenden Bücher“ zu „Den 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“ gelangt. Allerdings war es bei mir nicht die Lektüre, sondern die „Auditüre“ des HÖRBUCHES.
    Dirk Bach verstimmlicht dieses Füllhorn phantasievoller Geschichten und Figuren ganz und gar kongenial und mit dem lebhaftesten – hörbaren – VERGNÜGEN!
    Ich füge den Link zur meiner Rezension hier ein:

    Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär

    Abenteuerlustige Grüße 😉
    Ulrike von Leselebenszeichen

  2. Ilke schreibt:

    Hallo Ulrike,

    das musikalisch untermalte Hörbuch kannte ich noch gar nicht. Deine Rezi ist so wunderbar geschrieben, da habe ich gleich Lust die Abenteuer des Blaubären nochmals zu erleben. Dirk Bach war ein großartiger Entertainer; ich kann mir gut vorstellen, dass er sich in den Blaubären einfühlen konnte.

    Zamonische Grüße zurück 🙂

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